Humanitärer Widerstand in Schweinfurt: Die Gelbe Birke

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Eine Broschüre der Initiative gegen das Vergessen widmet sich der Zeit des Nationalsozialismus: Auch in Schweinfurt gab es organisierten Widerstand!

Eine humanitäre Widerstandsgruppe formierte sich mitten im Zweiten Weltkrieg: „Die Gelbe Birke“. Ihr gehörten in Schweinfurt stationierte Wehrmachtssoldaten und Schweinfurter Bürger an, zu einem späteren Zeitpunkt auch Kriegsgefangene. Gründer war der aus dem oberfränkischen Kronach stammende Soldat Andreas Bauer. Dass die Gelbe Birke nicht aufflog, grenzt an ein Wunder.

Hannes Helferich, Mitglied der Initiative, recherchierte intensiv über Andreas Bauer und die Akteure der Gruppe und erarbeitete eine sehr informative und reich bebilderte Broschüre.

Die Schweinfurter Initiative leistet damit einen weiteren wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte Schweinfurts im Nationalsozialismus. Sie erinnert an Menschen, die Menschen blieben, die halfen, ungeachtet der Gefahren, denen sie sich selbst aussetzten. Die Akteure der „Gelben Birke“ bezeichneten ihre Arbeit selbst als Widerstand gegen die verbrecherische, menschenverachtende NS-Politik.

Andreas Bauer – F: privat

Andreas Bauer, gelernter Schriftsetzer und Zeitungsredakteur, hat von Anfang an mutig Stellung gegen die Nationalsozialisten bezogen, kam deshalb noch als Zivilist 1933 in „Schutzhaft“ und wurde danach mit einem Berufsverbot belegt. 1939 wurde er dennoch zur Wehrmacht einberufen und übernahm nach Kriegseinsätzen in Frankreich und Polen Ende 1942 in Schweinfurt eine 60 Mann starke Soldatengruppe, die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene bewachen sollten.

Der Bau von Luftschutzkellern und Stollen gehörte nicht zu ihren Aufgaben, wurde von Bauer dennoch organisiert und eigenmächtig durchgeführt, weil er festgestellt hatte, dass es trotz der Hochbunker massiv an Schutzeinrichtungen fehlte. Behutsam baute Bauer mit gleich gesinnten Soldaten und Bürgern aus Schweinfurt außerdem die „Gelbe Birke“ auf. Die Widerstandsgruppe versorgte Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene mit Kleidung und Lebensmitteln, erlaubte ihnen auch den verbotenen Zugang in die Erdbunker. So konnten Hunderte Schweinfurter Bürger und Kriegsgefangene überleben.

Die Broschüre ist ab Mitte September 2024 im Schweinfurter Buchhandel zum Preis von 9,50 € erhältlich oder kann in der Disharmonie, dem Stammhaus der Initiative, bestellt werden.