Zum 3. Mal hat eine hochkarätig besetzte Jury aus der „Triennale Schweinfurt – Fokus Franken“ Künstler ausgewählt, die für kritisches und ausgesprochen innovatives zeitgenössisches Kunstschaffen stehen. Nach den Videokünstlern Sebastian Stumpf und Christoph Brech hat die Jury im März 2016 das Künstlerduo Matthias Böhler (geb. 1981) und Christian Orendt (geb. 1980) juriert. Dieser 1. Preis ist eine Wechselausstellung mit Katalog, ihre Arbeit „Tierrakete“ in der Triennale 2015/16 avancierte auch zum absoluten Publikumsliebling. Die Ausstellung „Epimetheus’ Sample Kit” ist vom 23. Februar bis 27. Mai in der Großen Halle der Kunsthalle Schweinfurt zu sehen. Vernissage: Donnerstag, 22. Februar, 19 Uhr.
Boehler und Orendt waren beide Studenten der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg von Prof. Michael Munding. Als Duo arbeiten sie bereits seit zehn Jahren weltweit wie regional zusammen – zuletzt waren sie „Artist in Residence“ in Rothenburg ob der Tauber. Ihr Werk besteht aus raumgreifenden skulpturalen und installativen Arbeiten, die einzelnen Arbeiten nehmen Bezug aufeinander.
Die Künstler nennen ihr Engagement in Schweinfurt „kohärente Meta-Installation“, die auch technisch ausgesprochen aufwendig inszeniert wird. Die sprachlich höchst anspruchsvolle und schicksalsschwangere Wortschöpfung „Epimetheus Sample Kit“ beruft sich auf die griechische Mythologie. Der einfältige Epimetheus erhielt als Geschenk der Götter von Zeus die wunderschöne von seinem Bruder aus Lehm geschaffene Pandora, damit sie den Menschen Unheil bringen sollte. Trotz der Warnungen seines Bruders heiratete Epimetheus Pandora.
Sie wiederum hatte von den Göttern einen Krug, eine Kiste oder Büchse mitbekommen, die mit allen Plagen gefüllt und von Zeus als Bestrafung der Menschen für den Raub des Feuers durch Prometheus gedacht war. Die neugierige Pandora öffnete die Büchse und ließ damit alle Plagen, die sich darin befanden, auf die Menschheit los. Bevor die Hoffnung, die einzig positive Gabe ganz unten in der Büchse, entweichen konnte, verschloss sie (möglicherweise auch Epimetheus) diese bereits wieder. Seit dem frühen Christentum bis in die Neuzeit gilt der Mythos als Pendant zum biblischen Sündenfall.
Der Name des Epimetheus, der wörtlich der danach Denkende heißt, spielt wiederum doppeldeutig auf das große, kluge, aber mit einem ironischen Unterton versehene Potential der Künstler an, die in der aktuellen Ausstellung einen Musterkoffer präsentierten. Dieses Requisit steht als Metapher für die Unwägbarkeiten des menschlichen Schicksals gleichsam eines „menschlichen Kuckucks“ (B & O) – in Anlehnung an die Tierrakete von 2015/16 – und möchte eigentlich viel zu spät und möglicherweise gar ergebnislos Hilfe anhand der Utensilien aus dem „Musterkoffer“ bzw. der Ausstellung anbieten.