„Viva Italia! Es lebe Italien!” – Komplett neues Programm beim Herbstkonzert des BKO

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Der Solopart wurde der schottisch-deutschen Sängerin Catriona Morison anvertraut. F: Andrew Low

Von Konzert zu Konzert denken, die aktuelle Pandemie-Entwicklung ständig im Auge behalten und die Abläufe Corona-konform gestalten, Besetzungen in Einklang mit den geltenden Abstandsregeln bringen, Programme notfalls komplett neu konzipieren, äußerst flexibel und kreativ sein –  das ist die einzige Strategie, nach der die Orchester in Deutschland in der jetzigen Situation verfahren und Klassik-Konzerte geben können.

Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau (BKO) stellt dabei keine Ausnahme dar. Der Chefdirigent Sebastian Tewinkel und das Management mussten sich etwas einfallen lassen, damit das Herbstkonzert des BKO am Samstag, 19. September 2020 im König Ludwig I.-Saal des Staatsbades überhaupt durchgeführt werden kann. Mit dem ursprünglich geplanten Programm „Wiener Klassik in B“ und dem österreichischen Ausnahmepianisten Markus Schirmer wäre das definitiv nicht gegangen, weil der Flügel im Klavierkonzert von Beethoven und die Bläser in den Sinfonien von Mozart und Haydn beim vorgeschriebenen Abstand nicht ausreichend Platz auf der Bühne gehabt hätten. Es musste also ein ganz neues Programm her. Sebastian Tewinkel bewies dabei Mut und stellte ein rein italienisches Programm unter dem Motto „Viva Italia!“ zusammen.

Am Anfang stehen „Antiche danze es arie“ von Ottorino Respighi, konkret die Suite Nr. 3. Diese basiert auf Lautenstücken aus dem 17. Jahrhundert und wurde 1932 fertig gestellt. In ihren vier Sätzen bleibt die Kunst der Alten Meister weitgehend unangetastet, die historischen Vorlagen werden lediglich hier und da durch „modern“ gefärbte harmonische Wendungen angereichert.

Nino Rota wurde international für seine über 150 Filmmusiken berühmt, insbesondere für Filmklassiker von Federico Fellini und Luchino Visconti. Für die Filmmusik zum Mafia-Epos „Der Pate“ des Regisseurs Francis Ford Coppola erhielt er 1975 den Oscar. Seine Konzertmusik ist dagegen weniger bekannt, aber durchaus hörenswert. Demonstriert wird das im Herbstkonzert am Beispiel des „Concerto per archi“ aus dem Jahre 1965.

Diese zwei Stücke bilden den Rahmen des neuen Programms und werden von einem auf 13 Musiker reduzierten Streichorchester dargeboten. Als Hauptwerk platzierte Sebastian Tewinkel dazwischen die Folk Songs für Mezzosopran und sieben Instrumente von Luciano Berio. Dieses Werk bringt ganz neue Klangfarben ins Spiel: Besetzt sind hier Flöte, Klarinette, Harfe, zwei Schlagzeuger, Viola und Violoncello. Der Solopart wurde der schottisch-deutschen Sängerin Catriona Morison anvertraut, die 2017 den Hauptpreis beim renommierten Wettbewerb der BBC „Singer of the World“ in Cardiff gewann. Bei den 1964 komponierten Folk Songs handelt es sich um einen Zyklus von 11 Volksliedern aus der ganzen Welt (USA; Italien, Frankreich, Armenien, Aserbaidschan), deren Melodien der Komponist auf alten Schallplatten entdeckt hat. Der Zyklus zeichnet sich durch eine breite Palette an Stimmungen aus. Berio widmete ihn seiner Frau, der Sängerin Cathy Berberian.

Wie schon beim Sommerkonzert des BKO wird das Programm auch diesmal zweimal gespielt: um 18 und 20 Uhr. Trotz der eingeschränkten Kapazität des König Ludwig I.-Saals gibt es für beide Konzerte noch freie Plätze, die man sich ausschließlich über die Geschäftsstelle des BKO sichern kann. Tel. 09741 / 9389-0 oder www.kammerorchester.de