70 Jahre Technisches Hilfswerk Schweinfurt

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THW Schweinfurt bei einer Übung in Bonnland

Beim Aktionstag am 22. Juli 2023 auf dem Marktplatz Schweinfurt steht das Schweinfurter THW „zum Anfassen“ zur Verfügung.
Bei zahlreichen Vorführungen wird es Einblicke in die praktischen Tätigkeiten geben.
Mitmach-Aktionen regen zum gemeinsamen Tun für Groß und Klein an.

Die Jugendgruppe präsentiert auf einer eigenen Aktionsfläche ihren Ausbildungsstand.
Bei der Fahrzeugweihe wird der neue Radlader eingeweiht.

Für das leibliche Wohl ist unter anderem durch die „Gulaschkanone“ des THW Forchheim gesorgt, das eine schmackhafte Spezialität im Brottopf anbieten wird.
Zwischen 9 und 17 Uhr wird alles getan, dass der Schweinfurter Marktplatz in THW-Blau erstrahlt.

Nicht erst seit den vergangenen Ereignissen im In- und Ausland wie die Flutkatastrophe im Ahrtal oder das Erdbeben in der Türkei steht die Arbeit des Technischen Hilfswerks (THW) im Fokus. In Schweinfurt sind die „blauen Engel“ seit 1953 mit einem eigenen Ortsverband vertreten, sodass das THW Schweinfurt in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiern kann.

Rückblick

Die Geburtsstunde des Ortsverbandes schlug am 12. Januar 1953. Unter Carl Fries, dem ersten Geschäftsführer, versammelten sich sechs Männer am Stammtisch im „Grünen Baum“ – das heutige Chumbos –, um den Ortsverband ins Leben zu rufen. Otto Schilling wurde zum ersten Ortsbeauftragten benannt.

Der Aufbau war ein steiniger Weg. Als Werkzeug standen Schubkarren, Spaten, Hacken und ein Fahrrad zur Verfügung. Das Nebenzimmer des Grünen Baum musste als „Unterkunft“ seine Dienste tun. Den ersten praktischen Einsatz leistete man 1955 bei einem Hochwasser in Marktsteinach.


Schließlich konnte man nach langer Suche im September 1956 in der alten Panzerkaserne einen provisorischen Raum einrichten, um 1962 endlich eine geeignetere Unterkunft im ehemaligen Bauhof am Oberen Marienbach zu finden. Der Mitgliederstand war bereits auf etwa 30 aktive Helfer angewachsen. 1965 fand ein Führungswechsel statt: Karl Hoffritz wurde neuer Ortsbeauftragter. Mehr Geräte standen zur Verfügung und dann auch ein VW-Bus. Der Ausbildungsstand der Helfer wuchs. Die theoretische Ausbildung wurde durch die praktische Mitarbeit bei Sprengungen, die von Karl Hoffritz geleitet wurden, vertieft. Die Zahl der Helfer erhöhte sich rasch, da nach dem Katastrophenschutzgesetz im THW verpflichtete Helfer vom Wehrdienst freigestellt werden konnten. Gleichzeitig erfolgte eine schlagartige Aufstockung von Geräten und Fahrzeugen.

Unter der Regie vom neuen Ortsbeauftragten Manfred Koller konnte ab 1975 die Planung und der Bau der neuen Unterkunft verfolgt werden. Grundsteinlegung in der Franz-Schubert-Straße war am 5. Mai 1982, der Einzug erfolgte 1983.

Eine Jugendgruppe wurde 1999 mit einem Mädchen und sieben Jungs gegründet. Die Jugendgruppe ist bis heute auf über 35 Junghelfer und -helferinnen angewachsen, mit teils langer Warteliste.

Heute

Das THW Schweinfurt kann sich bei seiner Arbeit heute auf mehrere gut ausgestattete Fachgruppen stützen. Die Bergungsgruppe mit ihrem Gerätekraftwagen als „rollende Werzeugkiste“ ist universell einsetzbar und kann vielseitig Hilfe leisten und andere Fachgruppen personell und maschinell unterstützen.

Die Fachgruppe N – das N steht für Notversorgung und Notinstandsetzung – ist auf Elektro-, Pump- und Instandhaltungsarbeiten spezialisiert und besorgt im Einsatzfall die Notunterbringung und Notversorgung. Den Helfern und Helferinnen der Fachgruppe N steht ein Mehrzweckgerätewagen für den Material- und Personaltransport und ein Anhänger Netzersatzanlage zur Stromerzeugung zur Verfügung.

Die Fachgruppe Schwere Bergung  birgt und rettet Personen, Tiere und Sachwerte. Durch besondere Ausrüstung wie Beton-Kettensäge oder Kernbohrgerät ist diese Fachgruppe bei speziellen Einsatzlagen gefordert. Auch die Schwere Bergung verfügt über einen Mehrzweckgerätewagen.

Die Fachgruppe Ortung setzt technische Ortungsgeräte zur Lokalisierung von eingeschlossenen oder verschütteten Menschen ein. Neben Wärmebildkameras kommen akustische Ortungsgeräte und Videoendoskopkameras zum Einsatz. Ein Mercedes Sprinter dient als Mannschafts- und Materialtransportwagen.

Der Trupp Einsatzstellensicherung überwacht einsturzgefährdete Gebäude und Bauwerke und warnt die Einsatzkräfte vor Ort vor weiteren Gefahren. Dabei kommt ein Tachymeter zum Einsatz, mit dem Bewegungen von Gebäuden auf Millimeter-Bruchteile genau bestimmt werden können. Der ESS-Trupp bewegt das Einsatzteam und Material mit einem VW Crafter als Mannschaftstransportwagen.

Momentan kann der Ortsverband auf 75 aktive ehrenamtliche Einsatzkräfte und 35 Jugendliche zählen, die sich in regelmäßigen Diensten an Wochenenden und Abenden unter der Woche fortbilden, um die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten und neue Fähigkeiten zu erwerben. Die THW-Helfervereinigung Schweinfurt e.V. trägt als Förderverein alle Kosten für Fahrzeuge, Geräte und Versicherungen, die nicht durch das Bundesinnenministerium als Träger des THW übernommen werden.

In jüngster Vergangenheit war das THW Schweinfurt bei Bränden, Überschwemmungen, Vermisstensuchen, (Teil-)Einstürzen von Gebäuden, der Corona-Pandemie, dem Bau von Flüchtlingsunterkünften und bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gefordert. Alleine im Katastrophengebiet an der Ahr haben insgesamt 51 Schweinfurter über vier Wochen tatkräftig Hilfe vor Ort geleistet.
Ein besonderer Dank gebührt daher immer den Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen, die es den Einsatzkräften ermöglichen, sich während bzw. statt ihrer regulären Arbeitszeit für den Katastrophenschutz zu engagieren.