Stefanie Hofers „Schöne Aussichten!” enden im Museum Otto Schäfer mit Künstler-Rundgang
Über den Sommer war im Museum Otto Schäfer eine junge Meisterin der Radierkunst zu sehen – die zwischen den alten Büchern und Stichen der Sammlung eine moderne Facette das alten künstlerischen Druckhandwerks aufzeigte. Nun endet die Präsentation „Schöne Aussichten!“ der Münchnerin Stefanie Hofer am 5. Oktober 2025 mit ihr persönlich: Ab 18 Uhr lädt das Museum mit der sympathischen Künstlerin zu einem abschließendem Rundgang und Gespräch ein.
Stefanie Hofer zeigt in ihren Radierungen Landschaftsgärten, meist im zeitgenössischen, mal im historischen Sinne, LandArt-Objekte, die sich spielerisch auf Topografie und Raum beziehen oder Landschaftsräume, die sich aus industriekulturellen Denkmälern herausbilden. Meist wird die Natur gezielt durch den Menschen geformt; manchmal sind es Orte, erinnernd an „Lost Places“, die die Natur langsam zurückgewinnt.
„Schöne Aussichten!“, könnte man meinen. Der Titel der Ausstellung ist ähnlich mehrdeutig und doppelbödig wie die Botschaften, die die Künstlerin mit ihren Werken zu transportieren versucht. Es ist nicht nur die Freude über die vorgefundenen, höchst individuellen Landschaften, die Antrieb für ihre Arbeiten sind. Im Bild soll vielmehr das Spiel aus Licht und Schatten, das sich allein aus Schwarz und Weiß mit allen seinen Abstufungen ergibt, den Hintergrund beleuchten, den Blick des Betrachters auf das Wesentliche lenken: Die Natur wird mit den architektonischen, künstlerischen, aber auch philosophischen Verweisen und Fragestellungen zum menschengemachten Schauplatz. Sie soll zum Nachdenken, zum Gestalten anregen, auch mal belehren. Und in jedem unbeobachteten Moment beginnt sie zu wuchern, holt sich das Land zurück und mahnt, wie eng und untrennbar der Mensch mit ihr verbunden ist.
Hofer inszeniert in ihren Arbeiten, richtet an, arrangiert, um Lust auf diese Vielfalt der gestalterischen Aspekte zu machen. Mal sind es große Formate, die den Raum wie eine Bühne öffnen, mal Kabinett-stücke, die den Betrachter wie durch eine spaltbreit geöffnete Tür blicken lassen – vielleicht nimmt er davon etwas mit, eine Idee oder Inspiration zur Gestaltung der Welt. Der 5. Oktober bietet jetzt noch ein letztes mal die Chance, persönlich mehr über die Werke und Ideen dahinter zu erfahren!
Fotografie mit der Schachtel – Abschluss einer analogen Zeitreise im Museum Otto Schäfer
Wie entsteht ein Foto ohne Kamera, ohne Linse, ohne Elektronik? Wer im Sommer im Museum Otto Schäfer eine Pappschachtel-Lochkamera in Empfang nahm, kennt die Antwort: Mit einem kleinen Loch, einem Stück Fotopapier – und viel Geduld. Nun wird das fotografische Experiment abgeschlossen. Am 12. Oktober 2025, zu den Museumsöffnungszeiten von 13 bis 18 Uhr, sind die Ergebnisse der Aktion im Eingangsbereich des Museums erstmals für die Öffentlichkeit zu sehen.

Gestartet war das Projekt im Rahmen der „Tage der Analogfotografie“, die das Museum im Juni 2025 gemeinsam mit dem SKF-Fotokreis und der Schwarz/Weiß-AG Süd veranstaltete. Vier Tage lang standen historische Techniken, Mitmachaktionen und Workshops auf dem Programm. Ein Höhepunkt: die Ausgabe von 100 handgefertigten Pappschachtel-Lochkameras an die Besucherinnen und Besucher – eine Einladung, selbst kreativ zu werden und mit der einfachen Form der Fotografie zu experimentieren.
74 Schachteln kehrten zurück – mit eindrucksvollen Blicken auf Häuser, Gärten, Straßen und Menschen. In die Kartonkameras war lichtempfindliches Fotopapier eingelegt, außen klebte eine kurze Bedienungsanleitung, dazu ein Adressfeld für die Rückgabe. Damit wurde jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer zum Fotografen – und erlebte, was analoge Fotografie bedeutet: bewusst auswählen, belichten, warten. Kein sofortiges Kontrollieren, kein mehrfaches Nachbessern. Jede Aufnahme war ein kleines Abenteuer.
Die Auswertung brachte Erstaunliches zutage. Lediglich vier Bilder misslangen. Alle anderen entwickelten sich zu spannenden Schwarzweiß-Aufnahmen, die nach dem Entwickeln gescannt und im Postkartenformat (10 x 15 cm) gedruckt wurden. Nun hängen 70 dieser Arbeiten im frei zugänglichen Foyer des Museums und machen sichtbar, wie viel Kreativität in den kleinen Kartons steckte. Die Mitwirkenden selbst erhielten Nachricht über den Ausgang ihres Experiments und sind zur Abschlusspräsentation eingeladen. Am Ende dürfen sie ihre Bilder kostenlos mit nach Hause nehmen.
Das Oktober-Programm 2025:
Mit seinen beliebten Reihen, wie etwa der Vortragsreihe „WissensZeit“ oder dem Zeichenkurs für junge Talente und die, die es werden wollen, startet das Museum Otto Schäfer wieder in die Herbstsaison. Hier die Termine im Überblick.
Die Vortragsreihe „WissensZeit“ findet stets am letzten Sonntag eines Monats statt. Am 26. Oktober 2025, um 18 Uhr referiert Dr. Markus Roth vom Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt a. M. zum Thema „Lagerliteratur“. Sein Vortrag trägt den Titel „Wenigstens das soll bleiben“, denn während des Holocausts haben Menschen an vielen Orten versucht, ihre Sicht auf die Verfolgung aufzuschreiben. Markus Roth gibt einen Überblick über diese Menschen und ihr Schreiben. Manche erarbeiteten im Ghetto Lodz eine Enzyklopädie, in der sie für kommende Generationen das Leben und die Sprache im Ghetto zu erklären versuchten. Andere sammelten und schrieben im Warschauer Ghetto vielfältige Zeugnisse und literarische Texte über den Alltag und die Schrecken des Ghettos und der Lager. Diese und andere Initiativen stehen im Mittelpunkt des Abends. Markus Roth ist Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut für Geschichte und Wirkung des Holocaust. Er trat zuletzt u.a. mit Publikationen wie „Antisemitismus – Die 101 wichtigsten Fragen“ im renommierten Beck-Verlag hervor und begeisterte bereits im letzten Jahr mit einem gut besuchten Vortrag im Museum Otto Schäfer (Ticket: 8,50 €).
Ein ganz anderes Thema der Buchkunst und Literaturgeschichte deckt am 18. Oktober 2025, um 14.30 Uhr der Museumsleiter Jan Soldin ab. Für die Reihe „Spotlight“ greift das Museum auf seine wertvollen Bestände zurück, die in den Regalen und Depots verborgen auf ihre nächste Ausstellung warten. In seiner Sonderführung nimmt sich Soldin nun Fabelvölker und -wesen vor. Von fantasiegeladenen Völkerdarstellungen der Zeit der Entdeckung Amerikas bis hin zum Lügenbaron Münchhausen, der angeblich auch den Mond besuchte, verspricht die Führung eine reise durch die Jahrhunderte – bis in unsere Gegenwart, in der Fantasy-Werke wie Tolkiens „Herr der Ringe“ oder Rowlings „Harry Potter“ nach wie vor Kassenschlager sind (Ticket: 8,50 €).

Die beliebte Künstlerin und Zeichenlehrerin Ronni Zettner bietet auch im Herbst wieder ihre fundierten Kurse für jüngere und ältere Interessierte an. Platz hat sie noch bei ihren „Young Talents“, die sich am 16. und 30. Oktober 2025 jeweils ab 15.30 Uhr treffen (Ticket: 8,50 €). Die Künstlerwerkstatt im Museum zielt darauf ab, talentierte Kinder und Jugendliche zu fördern, die ihre zeichnerischen Fähigkeiten verbessern und gemeinsam kreativ sein möchten. „Wir finden die Ergebnisse jedes mal beeindruckend“, berichtet Museumsleiter Jan Soldin über die Kurse. „Mit ihrem fundierten Theorie-Wissen schafft es Ronni Zettner auch Anfängern wertvolle Fähigkeiten im Umgang mit Stift und Papier zu vermitteln, die sicher einmal in vielen Lebensbereichen nützlich sein werden!“.
Da man nie zu alt ist, neues zu lernen, bietet Zettner auch für die Erwachsenen derartige Kurse an. Sie spezialisiert sich hier insbesondere auf die Darstellung des menschlichen Körpers. „Anatomie zeichnen“ ist eigentlich als Dreierblock angelegt, kann aber auch als Einzeltermine gebucht werden. Am 15. und 29. Oktober 2025, je von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr sind noch wenige Plätze frei. Die Anmeldung erfolgt per Mail an ronni.zettner@museumottoschaefer.de.
Das vollständige Programm und die entsprechenden Tickets sind unter www.museumottoschaefer.de unter „Veranstaltungen“ zu finden. Dort können auch die Tickets über den Online-Shop des Museums erworben werden. Weiter sind Eintrittskarten auch stets an der Museumskasse zu den Öffnungszeiten des Hauses zu haben. Wer weder einen Online-Zugang hat, noch den Weg zur Judithstraße 16 auf sich nehmen möchte, kann Tickets auch postalisch unter info@museumottoschaefer.de oder Tel. 09721 3870970 bestellen (Service- und Versandpauschale 2 € je Bestellung).