Ausstellung Kunsthalle – Interview mit Michael Berke

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Hubert Berke, o.T. („Reiter“), ca. 1960. Foto © Erbengemeinschaft Hubert Berke

Das Interview führt Maren Jensen

Bis 8. Februar 2026 zeigt die Kunsthalle Schweinfurt die Ausstellung „Herbert Zangs und Hubert Berke. Die Realität ist das Fantastische“. Im Interview gibt Michael Berke, einer der Söhne von Hubert Berke, persönliche Einblicke in das vielseitige und Werk seines Vaters.

Herr Berke, Sie betreuen gemeinsam mit Geschwistern das künstlerische Erbe Ihres Vaters. Welche Aufgaben sind damit verbunden?
Michael Berke: Da gibt es tatsächlich viele verschiedene Aufgaben: Professionelle, hochauflösende Fotos aller Bilder und Skulpturen anfertigen zu lassen, Nummerierung und Sortierung nach Themen und Entstehungszeit, Pflege der Webseite, Präsentationen für Interessierte (Sammler, Galeristen, Museumsleute, Kuratoren).

In der Ausstellung werden die Werke von Hubert Berke mit Arbeiten von Herbert Zangs im Dialog präsentiert. Welche Objekte aus dem umfangreichen Schaffen Ihres Vaters werden in der Kunsthalle gezeigt?
Michael Berke: Dieses Mal nur eine Auswahl von Skulpturen, denn 2021 würdigte die Kunsthalle bereits das malerische Werk meines Vaters in einer umfassenden Einzelausstellung.

Welchen Raum nimmt die Objektkunst im Werk ihres Vaters ein?
Michael Berke: Dieser Bereich war für Hubert Berke eher eine spielerische Abwechslung zur Malerei und stellt vergleichsweise nur einen sehr kleinen Teil des künstlerischen Nachlasses dar. Die sehr frühen „Nagelplantagen“ (ab ca.1953) sind leider nicht mehr im Nachlass.

Die Exponate haben z.T. humorvolle Titel. Spielte Humor eine große Rolle in Ihrem Familienalltag?
Michael Berke: Vielleicht dann, wenn unser Vater uns noch kleinen Kindern selbst erfundene Märchen erzählte, oder wenn er bei seiner Arbeit im Atelier über seine fantasievollen Zeichnungen schmunzelte. Später war er in der Familie nicht mehr präsent, weil er sich in sein Atelier zurückzog.

Hubert Berke war ein wichtiger Vertreter des Informel und Mitglied in verschiedenen Künstlergruppen, wie z.B. der „Donnerstaggesellschaft“, „junger westen“ und der Gruppe ZEN 49. Gab es in Ihrer Kindheit Begegnungen mit anderen Künstlern, an die Sie sich erinnern?
Michael Berke: Ich erinnere mich noch an den Besuch von Max Ernst und an die vielen Besuche des Kölner Fotografen Chargesheimer, mit dem mein Vater befreundet war.

Die Ausstellung trägt den Titel „Die Realität ist das Fantastische“. Was bedeutet dieser Titel für Sie, und welche Rolle spielte das Fantastische in der Kunst Ihres Vaters?
Michael Berke: Fantasie spielt in den Arbeiten von Hubert Berke eine dominante Rolle, insbesondere in den frühen, figürlichen Arbeiten der Serien ‚Masken im Sumpf‘, „Versuchung des hl. Antonius“ und „Totentanz“, aber auch in den Skulpturen, wie man hier erkennen kann. Insofern passt der Ausstellungstitel genauso gut, wie für die Arbeiten von Zangs.

Die Arbeiten ihres Vaters bestehen aus Fundstücken und Alltagsgegenständen, teilweise erzeugen sie Geräusche und bewegen sich. Welche Materialien sind besonders überraschend und welche Herausforderungen ergeben sich bei der Instandhaltung und Restaurierung?
Michael Berke: Bei den kinetischen Objekten ist der Verschleiß ein größeres Problem. Kommt Elektronik dazu, wird es noch schwieriger, weil defekte Teile nicht mehr im Original ersetzt werden können. Bei „Schneewittchen“ und anderen kinetischen Objekten hat Hubert Berke für die Mechanisierung meinen Märklinbaukasten geplündert. Ein Gitarren-Pickup nimmt die Schwingungen der Saiten auf, die verstärkt aus dem Lautsprecher zu hören sind, ergänzt durch elektronisch erzeugte Töne.

Sie haben sich beruflich für einen ganz anderen Weg entschieden und Physik studiert. Was hat Sie dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen, und inwiefern beeinflusst oder unterscheidet sich Ihre Berufswahl von dem künstlerischen Hintergrund Ihrer Familie?
Michael Berke: Alles Technische hat mich schon als Kind fasziniert. Mit 11 Jahren habe ich mein erstes Radio zusammengelötet. Physik und Mathematik waren meine Lieblingsfächer in der Schule. Zeichnen konnte ich aber auch gut, war aber eher Mittel zum Zweck.

Warum sollte man die Ausstellung unbedingt besuchen?
Michael Berke: Sie zeigt sehr eindrucksvoll, wie diese beiden Künstler mit dem Material oder Fundstücken umgehen, die man normalerweise nicht in einem Bild oder einer Skulptur erwartet, in der aber der Künstler so seine persönliche Realität erschafft. Tauchen Sie ein in eine fantastische Realität und erfahren/erhören Sie ihre Wirkung.

„Geldersheimer Blues-Night“ mit der Robert Cotton Band

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