Wenn das eigene Zuhause zum Tatort wird

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Die Anlaufstelle sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen veranstaltet gemeinsam mit dem Frauenhaus und der ambulanten Beratung häusliche Gewalt einen offenen Abend am Donnerstag, 5. März 2020 zwischen 18 und 20 Uhr in den Beratungsräumen in der Cramerstraße 19, in Schweinfurt.

Jede vierte in Deutschland lebende Frau hat bereits einmal in ihrem Leben häusliche Gewalt erfahren. Verschiedenen Studien zufolge erlebt fast jede 7. Frau sexualisierte Gewalt. Circa 11.000 Fälle von sexuellem Missbrauch werden der Polizei jährlich bekannt. Die Zahlen sind erschreckend und spiegeln jedoch lediglich die Spitze des Eisbergs wider. Die Dunkelziffer ist sowohl im Bereich der häuslichen als auch sexualisierten Gewalt um ein Vielfaches höher.

Dabei ist der Täter in vielen Fällen kein Fremder. Die größte Gefahr, der Frauen und Mädchen ausgesetzt sind, lauert in den eigenen vier Wänden oder im sozialen Nahraum.

In der Region Main-Rhön engagiert sich der Verein Frauen helfen Frauen e.V. seit 1979 für den Schutz von Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen. In einigen Fällen sind die Frauen in ihrem häuslichen Umfeld nicht mehr sicher und müssen mit ihren Kindern fliehen. Seit 1980 finden Frauen und ihre Kinder Zuflucht vor körperlicher und psychischer Gewalt im einzigen Frauenhaus des Einzugsgebiets, das sowohl die Stadt und den Landkreis Schweinfurt als auch die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld umfasst. Die Mitarbeiterinnen unterstützen die Frauen bei allen Belangen rund um die Themen Schutz vor Gewalt, Trennung, Existenzsicherung und Fragen zu Umgang und Sorgerecht. Frauen können sich selbstverständlich auch unabhängig von einem Aufenthalt im Frauenhaus beraten lassen.

Das Frauenhaus ist wochentags zwischen 9 Uhr und 18 Uhr direkt erreichbar. Um für Frauen in Not rund um die Uhr Unterstützung bieten zu können, engagieren sich – neben den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen – Frauen aus der Region ehrenamtlich im Rahmen einer Rufbereitschaft. Die Nacht- und Wochenenddienste übernehmen die ehrenamtlichen Rufbereitschaftsfrauen. In dieser Zeit sind die Ehrenamtlichen nicht nur für Anrufe von hilfesuchenden Frauen erste Ansprechpartnerin, sondern auch für die die Frauen im Frauenhaus. Für eine solche Tätigkeit müssen Interessentinnen einiges mitbringen: Neben einer empathischen und offenen Persönlichkeit ist eine gewisse Belastbarkeit Grundvoraussetzung. Die Rufbereitschaftsfrauen erhalten vor ihrem ersten Einsatz eine ausführliche Schulung, in der sie über mehrere Wochen einen tiefen Einblick in die Themenfelder häusliche und sexualisierte Gewalt erhalten und den sicheren Umgang mit betroffenen Frauen erlernen.

Mädchen und Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, finden Unterstützung in der „Anlaufstelle sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen“. Die Mitarbeiterinnen beraten und unterstützen kostenlos Betroffene, Angehörige und Fachkräfte – auf Wunsch auch anonym. Wie die Unterstützung dabei genau aussieht, ist von Fall zu Fall ganz verschieden und richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Frauen und Mädchen. Nicht nur Betroffene selbst wenden sich an die Anlaufstelle. Freunde und Angehörige können sich ebenfalls beraten lassen, wie sie eine betroffene Person am besten unterstützen können oder wie sie selbst mit dem Geschehenen umgehen können. Viele Frauen sind sich nicht sicher, ob sie eine Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung anzeigen sollen oder nicht. In der Anlaufstelle finden die Betroffenen Informationen zur Anzeigenerstattung und welche Schritte nach einer Anzeige auf sie zukommen. Bei Bedarf können die Mädchen und Frauen im Vorfeld einer Gerichtsverhandlung unterstützt und zur Verhandlung selbst begleitet werden.

Sie interessieren sich für die Arbeit des Frauenhauses und der Anlaufstelle oder haben Fragen zu den Themen häusliche und sexualisierte Gewalt. Vielleicht können Sie sich auch eine ehrenamtliche Tätigkeit als Rufbereitschaftsfrau vorstellen, dann besuchen Sie uns gerne an unserem offenen Abend im Rahmen der 28. Schweinfurter Frauenwochen. Dieser findet am Donnerstag, 05. März 2020, von 18 – 20 Uhr in unseren Beratungsräumen in der Cramerstraße 19, in Schweinfurt statt.

Frauen, die sich informieren möchten, jedoch an dem Termin verhindert sind, können sich gerne telefonisch melden – entweder im Frauenhaus unter Tel. 09721-786030 oder in der Anlaufstelle unter Tel. 09721-185233.