„Arizona I“, ein Bild, 4,80 Meter lang, 2,80 Meter breit, bestimmt den gesamten Raum. Entstanden ist dieses Riesenformat, als Norbert Kleinlein für ein Stipendium in den USA war, und das Land bereiste. Eine „Landschaftsimpression“ nennt er die Arbeit, die zeigt, wie ihn das wechselnde Farbenspiel eines sich stufenförmig vor ihm aufbauenden Canyons gefangen nahm. 40 Jahre später greift Kleinlein dieses Motiv ganz aktuell neu auf: In der Plastik „Arizona II“, einer Treppe, die den Farben der Landschaft folgt, erdig im unteren Bereich, über Blautöne bis hin zum Weiß eines Schneefeldes oder eines fahlen Himmels. Davor platziert er einen stark reduzierten Schädel, beeinflusst von der Begegnung mit Indianern, einem zutiefst verletzten Volk.
Erich Schneider, der frühere Leiter der Schweinfurter Kunsthalle, hat Norbert Kleinlein einmal einen Landstreckenläufer genannt. Dieses Festhalten an seinem Weg, seinen Themen, kommt mit allen Abzweigungen auch in der Ausstellung zum Ausdruck, die der Kunstverein in seinem Kunstsalong in der Kunsthalle vom 29. April bis zum 5. Juni 2021 zeigt (Kurator Karl-Heinz Körblein).
„ausatmen – einatmen“ ist sie überschrieben. Die Worte stehen schlichtweg für das Leben. Kleinlein formuliert es etwas profaner „ich bleibe ein Leben lang bei der Sache“.
Norbert Kleinlein ist einer der profiliertesten Schweinfurter Künstler, der weit über die Region hinaus Beachtung findet. In Burgellern bei Scheßlitz geboren, hat er im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf eine neue Heimat gefunden. Dort betreut er als Bewohner des Künstlerhofes nicht nur das Erbe des Malers und Bildhauers Gustl Kirchner, sondern setzt mit einer beachteten Reihe von Ausstellung im Forum 13, benannt nach der Hausnummer des Anwesens in der Hauptstraße, auch wichtige kulturelle Akzente im westlichen Stadtteil Schweinfurts.
Norbert Kleinlein hat zwar an den Werkkunstschulen in Würzburg und Augsburg studiert, sieht sich selbst aber eher als Autodidakt, dem der Schulbetrieb nichts geben konnte. 1983 erhielt er den Bayerischen Förderpreis für Bildhauer, ein Jahr später bekam er ein Arbeitsstipendium der Villa Massimo. Weitere Stipendien führen ihn nach Budapest und in die USA.
Bei einem Stipendium in Worpswede, 1984, entstand ein wenig aus der Not geboren und des kleinen Ateliers wegen Kleinleins erstes Gemälde, wie sich der damalige Bildhauer heute erinnert. Fortan prägten Skulptur und Malerei gleichberechtigt sein Schaffen.
In der Region und weit darüber hinaus ist Kleinlein durch Arbeiten im öffentlichen Raum und eine rege Ausstellungstätigkeit präsent, oft zusammen mit seiner Frau Heike, der renommierten Keramikerin.
Kleinlein arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien, bewegt sich zwischen Figürlichkeit und Abstraktion. Ein gutes Beispiel ist das Bild „Ins Blaue gehen“. Eine schlanke Figur bewegt sich durch eine Tür ins Freie. Blau hat Kleinlein während seines gesamten Schaffens bewegt. Blau, die Farbe der Romantik, des Himmels, des Meers, der Seen. Wie keine Farbe zeichnet sich das Blau durch seine Wandelbarkeit, eine Facettenvielfalt aus. Sie zu erforschen, darf man getrost als Langstreckenlauf begreifen.
Die Ausstellung des Kunstvereins sollte schon vor einem Jahr anlässlich des 75. Geburtstag des Künstlers gezeigt werden, fiel im letzten Frühjahr der Pandemie jedoch zunächst zum Opfer. Parallel zur Ausstellung in Schweinfurt zeigt Kleinlein Kleinformate in der Galerie Pfarr in Münnerstadt. Dort sind auch Keramiken Heike Kleinleins zu sehen.
Öffnungszeit des Kunstsalongs: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr – so’s denn erlaubt ist …