Anita Tschirwitz ist eine Künstlerin mit außergewöhnlichen, breit gefächerten kreativen Fähigkeiten: Malerin, Grafikerin, Fotografin, Objektkünstlerin, Sängerin, Pianistin, Co-Editorin der multilingualen Literaturzeitung ARIEL und Lyrikerin. Das Gedicht bringt sie in die Arbeit der Schweinfurter Autorengruppe SAG ein. Vieles entsteht in ihrem Atelier in Wipfeld.
Anita Tschirwitz liebt das Interdisziplinäre. Sie liebt die Poesie. Sie zeichnet sich aus durch die Lust am Experimentieren und an der Reduktion. Und das in allen ihren Genres. Immer bringt sie das, was sie ausdrücken will, auf den Punkt. Ihre literarische Kreativität fokussiert Anita Tschirwitz auf das Gedicht. Sie stellt in ihrer Lyrik das klassische Gedicht auf den Kopf, kennt weder Punkt noch Komma, spielt mit Worten, löst Sätze auf, wirft Klang- und Wortcollagen, Alliterationen und Assonanzen in den Raum und lässt die Leserin, den Leser verblüfft zurück. Humor und Poesie gehen Hand in Hand. Aber auch der kritische Blick begleitet Anita Tschirwitz beim Schreiben ihrer rhythmisch bewegten Lyrik. Sie beobachtet vieles, was in der Welt geschieht, und verdichtet ihre Beobachtungen, ihre Gefühle zu knappen Sätzen und Worten, die klingen.
www.ant-arts.de
Drei Beispiele zeigen exemplarisch das Wesen der Lyrik von Anita Tschirwitz.
wienwien_nur
erneuter zwiespalt im umarmenden griff
bittersüß barock und jugendgestilt
fliedrige prostitution der prachtentfaltung
geruchsmelange von einspänner
pferdeurin und krenfleisch
phantomschmerzen des
einstigen großreichs
ein baugerüst rastert den blick
so sieht man schärfer
wind
wind mein freund
so lange schon in der höhle verwahrt
erzählst mir vom götterliebling aiolos
von zeus bestimmt zum herrscher der winde
dein heutiger freigang macht
gräser und zweige mir zugeneigt
fünfundvierziggradwinklig
überlebende
i hab ja ah scho …
des is fei net guuhd
drei graue kurzhaarfrisuren
beim bier vereint
bronchial beeinträchtigtes lachen
umrankt fränkische gutturallaute
man hat die männer überlebt