„Albrecht Dürer revisited” – Dürers Drucke und die Zeitgenossen · 20. Februar bis 8. Mai 2022

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Mit von der Partie: Das junge Münchner Künstlerduo Mehmet & Kazim Akal mit ihrem Großformat „Renaissance Kings“ (links) und der politische Plakatkünstler Klaus Staeck mit dem „Sozialfall“ von 1971 (rechts). Foto: Museum Otto Schäfer

Neue Ausstellung im Museum Otto Schäfer mit Ausstellungsteil in der Kunsthalle Schweinfurt

Das Museum Otto Schäfer beherbergt, neben den Buchbeständen des Mittelalters bis heute, einen besonderen Schatz: Das beinahe vollständige druckgraphische Werk Albrecht Dürers inklusive einiger unikaler Blätter.

Nun wird diese einmalige Kollektion im Museum und in der Kunsthalle Schweinfurt in einem besonderen Kontext präsentiert, nämlich im Dialog mit zeitgenössischer Kunst. Der „Alte“ Meister erreicht damit eine erfrischende Aktualität.

Dürers Drucke lassen sich schließlich immer wieder mit aktuellen Themen verknüpfen. Mehr als rein ästhetische oder technische Vergleiche sollen inhaltliche Parallelen sowie ähnliche künstlerische Frage- oder Problemstellungen im Mittelpunkt stehen. Verschiedene Themenbereiche, wie „Natur und Kunst“, „Himmel und Erde“, „Die Kunst der Linie“, oder „Mensch und Maß“ veranschaulichen gebündelt die Vielfalt der Bezüge.

Thomas Baumgärtels Spray-Adaption „Adam+Eva” umschließt Dürers berühmten Original-Kupferstich in der historischen Bibliothek. Foto: Museum Otto Schäfer

Wie sehen etwa die apokalyptischen Reiter von heute aus? Für den durch und durch politschen Plakatkünstler Klaus Staeck ist die Antwort klar: Es könnten die Tech-Giganten wie Apple, Amazon oder Facebook sein, die unserer Gesellschaft nicht nur schaden, sondern sie nahe des Untergangs bringen. Eine provokante These? Als Mittelpunkt der Ausstellungsrubrik „Dürer als Politikum“ zumindest eine markante künstlerische Aussage, die zeigt, wie aktuell lesbar die Bildwelten des Renaissancekünstlers sind.

Genauso werden aber auch leisere Töne angeschlagen. Für die Rubrik „Natur und Kunst“ schuf Robert Weissenbacher, gebürtiger Schweinfurter und tätig in München, etwa drei „Kammerstücke“, wie er sie nennt: Feine Aquarelle in sensibler Auseinandersetzung mit Dürers Pferdedarstellungen.

Und noch mehr Neues entsteht: Zum Bereich „Mensch und Maß“ inszenierte der Würzburger Max Gehlofen eine ganze Rauminstallation. Seriell, auf Unendlichpapier, nähert er sich der menschlichen Gestalt an; auf ganz andere Weise und doch mit ähnlichen Zielen wie Dürer in seinem berühmten Traktat zur menschlichen Proportion. Die Frage nach der Wahrnehmung und Darstellung des Menschen ist gerade im Zeitalter der modernen sozialen Medien schließlich eine tagesaktuelle.

Die „Kunst der Linie“ Dürers untersucht etwa seine Aschaffenburger Kollegin Christiane Kaufmann und weist damit auf ein eher unbekanntes, völlig abstraktes und ornamentales Element des Renaissancemeisters hin. Zahlreiche Klassiker der modernen und zeitgenössischen Kunst, wie etwa HAP Grieshaber, Alfred Hrdlicka oder Michael Triegel, sind neben diesen neu geschaffenen Arbeiten zu sehen.

Einen eigenen Themenbereich zeigt die Kunsthalle Schweinfurt, die dem umfassenden Kapitel „Mythos Melencolia – Mysterium Dürer“ einen Ausstellungsraum widmet.

Albrecht Dürer, Rhinocerus, Holzschnitt, 1515. Foto: Museum Otto Schäfer

Zur Ausstellung erscheint ein 120seitiger Katalog mit einer Einführung des Dürer-Experten Dr. Thomas Schauerte sowie etwa vielen Beiträgen der Künstlerinnen und Künstler selbst, der im Museum und im Buchhandel zu erwerben sein wird (ISBN 978-3-9824294-0-3).

Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind: Samuel Bak / Thomas Baumgärtel „Bananensprayer“ / Ralf Bergner / Peter Collien / Johnny Friedlaender / Max Gehlofen / HAP Grieshaber / Hubertus Hess / Alfred Hrdlicka / Kathrin Hubl / Joachim Jansong / Christiane Kaufmann / Thomas Lange / Wolfang Lenz / Curd Lessig / Hans Lietzmann / Mehmet & Kazim / Martin Mißfeldt / Philip Oeser / Klaus Staeck / Volker Stelzmann / Michael Triegel / Gunter Ullrich / A. Paul Weber / Robert Weissenbacher / Jürgen Wolf.