Kunsthallen-Gemälde von Erich Husemann in Aschaffenburg
Vierzehn Mal ist die Kunst bereits in Unterfranken fremd gegangen – jedes Mal unter einem anderen Motto. In diesem Jahr lautet das Motto „Kunst geht fremd und … kommt an“. Es geht um den facettenreichen Begriff des Ankommens. Achtzehn Museen schicken ihre Ausstellungsstücke auf die Reise, die hoffentlich nicht nur physisch, sondern auch inhaltlich gut ankommen. Und mehr als das: Sie sollen überraschende Blickwinkel und erfrischende Perspektiven zeigen, indem sie in ungewöhnlichen Kontexten präsentiert werden.
Eine ungewöhnliche Arbeit wanderte aus der Kunsthalle in die Museen der Stadt Aschaffenburg: Das Gemälde „Warten auf den Zug“ von Erich Husemann aus dem Jahr 1963: Das kleine Ölgemälde in gedämpfter Farbigkeit zeigt ein älteres Ehepaar, das auf dem Bahnsteig eines unbelebten Bahnhofs sitzt. Die Figuren sind dunkel gekleidet, sehen sich nicht an und schauen dumpf dem Betrachter entgegen. Die Blicke sind ausdruckslos und mehr nach innen gerichtet, keiner befasst sich mit dem anderen. Es handelt sich um zwei im Alltag verlebte Menschen, die sich nichts mehr zu sagen haben. Sie warten auf einen Zug. Kommt dieser überhaupt noch? Und wenn ja, wohin wird die Reise gehen? Die Frage scheint angesichts des Zustandes des Paares letztendlich bedeutungslos zu sein.
Erich Husemann, 1928 in Friedberg bei Frankfurt geboren, war Autodidakt und arbeitete seit 1947 als freischaffender Künstler. 1970 zog er aufs Land, nach Trappstadt im Landkreis Rhön-Grabfeld, nahe an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Er schuf Auftragsarbeiten wie Wandgestaltungen, arbeitete aber auch als freischaffender Künstler. Vor allem in seinen Bildern der 1960er-Jahren stellte er Visionen unserer sich allmählich verändernden Gesellschaft und Umwelt auf, die heute aktueller denn je sind. Sie sind sehr ausdrucksstark und voller Symbolkraft, so auch das Gemälde „Warten auf den Zug“.
Die Kunstaktion „Kunst geht fremd … und kommt an“ läuft noch bis zum 3. November, begleitet von vielseitigen Rahmenveranstaltungen und Social Media Aktionen. Alle Informationen gibt es in einem übersichtlichen Booklet sowie auf der Homepage zu finden unter: www.kunst-geht-fremd.de sowie dem Hashtag: #KunstGehtFremd.