Kriminalroman „Jakobs Weg“ – zum Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder

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Jörg H. Trauboth - F: privat

Ein mystischer Glaubenspfad wird zu einem erbarmungslosen Pilgerweg der Angst: Jörg H. Trauboth gelingt mit seinem Kriminalroman „Jakobs Weg“ (ratio-books Verlag) ein literarischer Drahtseilakt: Sowohl schafft es der Autor, eine packende Geschichte zu erzählen, als auch für das brisante Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder zu sensibilisieren.

Für den jungen Schüler waren die vier Jahre im Elite-Internat die Hölle. Jeden Monat traf sich in der Hauskapelle eine eingeschworene Runde von Herren in düsteren Kutten und vergewaltigten ihn und seine Schulkameraden. Die Kripo erfährt zwar von den Orgien, doch es gelingt nicht, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Zwanzig Jahre später erhalten acht Personen die Aufforderung, sich am Jakobsweg in einem Hotel einzufinden. Falls nicht, wird ein sie kompromittierendes Video über sexuelle Gewalt an Kindern den Medien zugespielt. Alle erscheinen. Auch der anonym eingeladene und verdeckt ermittelnde Hauptkommissar Joe Jaeger vom BKA sowie die Investigativ-Journalistin Hanna Dohn. Sie alle begeben sich unwissentlich auf eine Wanderung mit fatalem Ausgang.

 

„Die massenhafte sexuelle Gewalt gegen Kinder wird in Deutschland erst langsam wahrgenommen. Mit meinem Krimi möchte ich nicht nur spannend unterhalten, sondern das wichtige Thema ins Bewusstsein rücken.“

Jörg H. Trauboth ist Thriller- und Sachbuch‐Autor, Krisenmanager und hat als Berater viele Jahre in der Verbrechensbekämpfung mit Polizei und Kinderschutzvereinen zusammengearbeitet. Für seinen Kriminalroman recherchierte er ein komplettes Jahr lang und sprach mit Opfern sexueller Gewalt.

In „Jakobs Weg“ verknüpft er ein ebenso brandaktuelles wie gesellschaftlich bedrückendes Thema mit seinen langjährigen Erfahrungen als Berater in der Verbrechensbekämpfung. Weitere Infos zum Autor: https://trauboth-autor.de/

Im Anhang des Buches finden sich Adressen, an die sich Betroffene wenden können.

 

ZDF/Phoenix-Journalist Michael Krons: „Die Geschichte zerrt an den Nerven. Trauboth schreibt nicht nur spannend, sondern er legt das ungeheuerliche Thema Kindesmissbrauch in seinen schrecklichen Facetten sensibel erzählt offen.“

Rainer Rettinger, Deutscher Kinderverein e.V.: Ich bin dankbar, dass Jörg H. Trauboth sexuelle Gewalt an Kindern zum Thema in diesem Roman macht, weil es uns alle sensibilisiert und dazu beiträgt, dass es noch mehr Courage und Aufklärung braucht.“

Jakobs Weg, 389 Seiten Klappenbroschur 16,90 €, Februar 2021, Verlag ratio-books. ISBN 978‐3-9613-6095-6

 

Jörg H. Trauboth über „Jakobs Weg“

  • Aus Ihrer Biographie als Luftwaffen-Oberst und Krisenmanager bei der Bundeswehr, sodann als Berater mit eigener Firma bei der Verbrechensbekämpfung und heute als Notfallseelsorger ließe sich sicherlich ein ganz eigener Roman stricken. Was hat Sie aber dazu gebracht, mit dem Schreiben anzufangen? Und was bedeutet es für Sie?

Sachbücher zu schreiben ist das nüchterne, wissenschaftliche Ergebnis meiner Arbeit als Krisenmanager für Unternehmen. Mit meinen Romanen katapultiere ich mich in eine fiktive Welt, mit guten und bösen Menschen und immer mit viel Gefühl. Die politische Thriller Trilogie um Marc Anderson wurde zu einer Sucht. Er wollte einfach immer mehr Action, bis ich in seinem Privatleben die Reißleine gezogen habe.

 

  • In Ihrem Krimi „Jakobs Weg“ stellen Sie das Thema Kindesmissbrauch in den Fokus, was auf manche erst einmal ziemlich abschreckend wirken mag. Wie entstand die Idee, über dieses oftmals in der Öffentlichkeit verdrängte Sujet ein Buch zu schreiben?

Ich gehöre zu einer Generation, in der die Eltern mit Kindern nicht gerade zimperlich umgingen. Schläge als Strafe für Verfehlungen haben mich als Kind bis ins Mark erschüttert und wirkten noch Jahrzehnte nach. Vielleicht ist es das, warum mich besonders die schweren Missbrauchsfälle des letzten Jahres derartig angefasst haben und ich mich entschloss, das Thema literarisch anzugehen. Je mehr ich bei meiner Recherche in die unfassbar widerliche Szene eintauchte, um so mehr verstand ich, warum ein vom Vater, Mutter, Onkel, Tante, Schwager oder von einem Priester jahrelang vergewaltigtes Kind zerbrechen muss. Vor allem, wenn der Täter aus dem engsten Umfeld kommt, wo Liebe und Schutz ins Gegenteil verkehrt werden, wo das Kind dann auch noch wie eine Ware weitergereicht wird. Urvertrauen wird komplett zerstört. Es ist das schlimmste Verbrechen, das einem Kind widerfahren kann. Rückzug, Depressionen, gescheiterte Lebensmodelle und Suizide sind oft das Ergebnis. Es ist unvorstellbar schlimm.

 

  • Es klingt nach einem schmalen Grad, über ein so sensibles Thema wie Kindesmissbrauch einen Krimi zu schreiben. Warum haben Sie bewusst diese Form gewählt?

Nach einem schweren Missbrauchsfall wenden sich die meisten Menschen schnell wieder ab, wollen nicht wahrhaben, dass es in Deutschland 43-mal passiert – jeden Tag. Das ist die offizielle Zahl. Das Dunkelfeld spricht von einhunderttausendmal im Jahr. Einen effektiven Schutz unserer Kinder gibt es nicht, schon gar nicht im Corona-Jahr, das für Missbrauchsopfer noch mehr Isolation bedeutet. Es geht einfach weiter, Jahr für Jahr und wird durch die aggressive Kinderpornografie zusätzlich befördert. Hinter jedem Fall steht eine menschliche Tragödie, und die Menschen schauen weg. Durch das Genre Krimi hoffe ich, viele von ihnen über einen spannenden Plot zu sensibilisieren. Ich vermeide es, sexualisierte Gewalt aus Respekt vor den Opfern im Detail zu beschreiben und überlasse das mehr der Fantasie des Lesers.

 

  • Welche Technik haben Sie dafür angewandt oder haben Sie einfach darauf los geschrieben?

Nein, der Plot wurde fast generalsstabsmäßig angelegt. Ich habe einen kleinen Jakob geschaffen, der symptomatisch für ein Missbrauchsopfer steht. Die pädophilen Täter beame ich zwei Jahrzehnte später auf den französischen Jakobsweg. Es wird ihnen versprochen, dass am Ende ihres Pilgerweges ein kompromittierendes Video nicht veröffentlicht wird. Natürlich möchte der Leser wissen, wer am Ende der anonyme Einladende für diese Pilgertour ist. Aber die eigentliche Spannung wird durch das stetige Wechselspiel von Gegenpolen erzeugt: Kirche – christliche Nächstenliebe. Pilgerweg – Weg der Angst. Schwere der Tat – tatsächliches Strafmaß. Kinderschutz – Datenschutz. Schuld – Sühne, um nur einige zu nennen. Diese Themen werden quasi „nebenbei“ bearbeitet, während der Krimi auf dem Jakobsweg bis zum Show Down in der Kathedrale von Burgos in Fahrt kommt.

 

  • Floss Ihre berufliche Expertise in das Schreiben des Krimis mit ein?

Die Arbeit der Polizei ist mir vertraut. Vor den ermittelnden Beamten, die sich die Vergewaltigungen von Kindern stundenlang vor den Monitoren ansehen, habe ich den allergrößten Respekt. Ihnen habe ich das Buch gewidmet. Zerbrochene Familienstrukturen sind mir durch meine Arbeit als Notfallseelsorger bekannt. Es ist jedoch auch mir nicht möglich, Signale eines Kindes immer eindeutig zu erkennen. Die Grenze zwischen richtiger Wahrnehmung und Gefahr der Verleumdung ist eng. Dieses Thema ist sehr komplex.

 

  • Worin sehen Sie, neben Ihrem Roman, noch Möglichkeiten, auf das Thema sexueller Missbrauch bei Kindern aufmerksam zu machen?

Ich wünsche mir Buchlesungen mit Eltern, Lehren, Jugendleitern, Richtern, Politikern und Journalisten, in denen wir das Thema diskutieren können. Mein Ziel ist, Kinder besser zu schützen. Den Roman verstehe ich als Medium für eine breite gesellschaftliche Diskussion. Am meisten wünsche ich mir, dass er verfilmt wird. Er schreit regelrecht danach.

 

  • Sie machen nicht den Eindruck, dass Langeweile in Ihrem Leben eine große Rolle spielt. Sind bereits weitere Roman-/Sachbuch-Projekte in Planung? Und wenn ja, was können Sie uns darüber verraten?

Aktuell schreibe ich mit fünf anderen Autoren an der zweiten Auflage des Sachbuches „Krisenmanagement in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.“ Zwischendurch klopft der BKA-Hauptkommissar Joe Hunter aus „Jakobs Weg“ in meinen Träumen an. Er möchte, dass es weitergeht. Ich fürchte, er schafft das.