Seit jeher schreibt die Menschheit über Liebe, vor allem wohl auch deshalb, um ihr Geheimnis zu entschlüsseln. Kein anderes Gefühl der Welt ist so eng mit Glück und Leid verknüpft wie sie. Rituale des Vergessens ist ein in fünf Kapitel gegliederter Liebeslyrikband, in dem die Leserschaft unterschiedliche Etappen zwischenmenschlicher Beziehungen durchläuft. Auf diese Weise wird das breite Farbspektrum der wahrscheinlich facettenreichsten Emotion von allen porträtiert und obwohl es ein Gedichtband ist, erzählt es am Ende doch eine Geschichte.
Rituale des Vergessens, 104 Seiten, 12,99 €, ISBN: 9783752610994 – E-Book, ASIN: B08PD96ZXN, 4,99 €.
Zur Autorin: Anna Maria Lipinski wurde 1981 in Oberschlesien geboren und zog mit sechs Jahren mit ihren Eltern nach Berlin, wo sie in Neukölln aufwuchs, das für sie den Inbegriff von Heimat darstellt. Bereits als Kind schrieb sie Kurzgeschichten und feierte ihre erste Veröffentlichung mit neun Jahren in einem Teletext. Sie lebt nach wie vor in Berlin, wo sie neben ihrem Beruf ihrer Leidenschaft für Lyrik und Kunst nachgeht. Nach Veröffentlichungen in Anthologien und Lyrikmagazinen ist „Rituale des Vergessens“ ihr Erstlingswerk – eine Reise durch Höhen und Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen.
„Unsere Erinnerungen sind mir zu verweilen der liebste Ort. Nirgendwo sonst kann ich dir begegnen.” – Anna Maria Lipinski.
Wir hatten Gelegenheit zu einem Gespräch mit der Autorin.
- Lesen Sie selbst bevorzugt Gedichte? Wodurch bereichert die Lyrik ihr Leben?
Mittlerweile lese ich tatsächlich bevorzugt Gedichte. Vor etwa fünf Jahren stellte ich fest, dass die Momente, in denen ich mich einem Roman widmen konnte, durch die Arbeit und das Privatleben immer seltener wurden. Gleichzeitig begann ich selbst zu schreiben und dadurch auch immer häufiger Lyrik zu lesen und zu genießen.
Lyrik ist bescheiden. Man kann sie bereits nach wenigen Versen weglegen, ohne dass sie nach einem ruft. Und diese wenigen Verse können bereits so tiefgründig gewesen sein, dass sie einen länger begleiten als die Kapitel eines Buches. Manchmal erzählen ein paar Zeilen sogar längere Geschichten als es Romane über Seiten hinweg tun.
Diese Gedanken brachten mich zu der Erkenntnis, dass Lyrik zwar der Welt bekannt ist, aber wahrscheinlich nach wie vor eher als die Gattung, die in der Schule Interpretationen und Analysen zum Opfer fiel, als diejenige, die uns alle – insbesondere in dem schnelllebigen Alltag von heute – abholen und bereichern kann. Poesie wird unterschätzt, obwohl sie uns so viel geben kann, wenn wir sie in unsere Alltagsarme schließen. Dadurch, dass ihr weder formell noch inhaltlich Grenzen gesetzt sind, ist im Grunde für jeden etwas dabei!
- Welche besondere Aussagekraft steht für Sie hinter der lyrischen Form? Ist sie am besten geeignet, das Geheimnis der Liebe zu entschlüsseln?
Das Geheimnis der Liebe zu entschlüsseln – ein unmögliches Unterfangen, das dennoch zeitlebens viele Autor:innen und Nichtautor:innen beschäftigt (hat) und … scheitern lässt/ließ, wie wir wahrscheinlich alle mit einem Schmunzeln zugeben müssen!
Dennoch würde ich der Lyrik immerhin die höchsten Chancen zusprechen, zumindest Teilen dieses Weltgeheimnisses auf die Schliche zu kommen, weil sie am wenigsten dazu neigt, abstrakte Phänomene zu zerreden.
Außerdem lässt sie in den Köpfen der Menschen mehr Raum für persönliche Interpretationen und arbeitet selten nach einem Richtig-Falsch-Prinzip. Und je mehr mögliche Antworten einem am Ende dargeboten werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass des Rätsels Lösung dabei ist.
- Sie haben „Rituale des Vergessens” in fünf Kapitel gegliedert – eine Reise durch Höhen und Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen. Folgt Liebe zwangsläufig diesen fünf Phasen oder verweilt sie „im idealen Fall” unterwegs?
Ich wünsche einem jeden liebenden Menschen, dass seine Liebe im zweiten Kapitel „steckenbleibt“! Dieses ist zwar die Reise zu Sternen und Schatten, aber ich bin davon überzeugt, dass uns so mancher Schatten und die Erfahrungen, die aus einer Begegnung mit ihm entstehen, die Reisen zu den Sternen erst vollends genießen und bewusst erleben lassen. Um zu wissen, was man möchte, ist es auch gut zu wissen, was man auf keinen Fall möchte.
- Sie haben auch eine Leidenschaft für Kunst. Ihre aufwändig gestalteten Karten geben da einen Einblick. Wie entstehen diese Illustrationen?
Alles beginnt mit der vagen Vorstellung von einer Collage. Ich fotografiere in schwarzweiß, skaliere die Bilder am PC, drucke sie aus und dann beginnt ein etwa 12- bis 15-stündiges Schneiden, Falten, Legen und letztlich Kleben. Diese analoge Collage wird dann von mir eingescannt. Auf diese Weise erschaffe ich die passenden Illustrationen für meine Gedankenwelten, aber auch Plattencover für Musiker oder personalisierte Collagen für Menschen, die etwas Besonderes verschenken möchten.
Instagram: annamarialipinski