Von A bis Smiley – eine Zeitreise durch die Schrift für Kinder und Erwachsene

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Smiley-Illustration von Felix Salut

Das Kulturforum Schweinfurt und Felix Salut laden zu einer einzigartigen Ausstellung „Von A bis Smiley – eine Zeitreise durch die Schrift für Kinder und Erwachsene” ein. Vom 3. Mai bis 6. Oktober 2024 können Besucher die Entwicklung der Schriftkultur von der Vergangenheit bis in die Zukunft in der Halle des Altes Rathauses erkunden.

Schreibmeisterbrief von Jakob Hofmann aus dem Jahr 1592. Stadtarchiv Schweinfurt. Scan Bernhard Strobl

Die Ausstellung wurde durch die Entdeckung eines Schreibmeisterbriefes von Jakob Hofmann aus dem Jahr 1592 inspiriert. Er diente der Bewerbung eines „Schreibmeisters” beim Stadtrat und veranschaulicht das künstlerische wie handwerkliche Können dieser „Berufsschreiber“. In den Akten des Stadtarchivs ist allerdings keine Anstellung zu Jakob Hofmann als Schreibmeister in Schweinfurt belegt, sondern nur einzelne Aufträge als „Schulmeister“ konnten gefunden werden. Weitere Schweinfurter Schreibmeisterbriefe wurden entdeckt, die beispielswiese einen filigran gestalteten, immerwährenden Kalender zeigen. Die Faszination für historische Dokumente von Schweinfurter Schreibmeistern oder von jenen, die es werden wollten, war entfacht. Immer mehr lokale Schätze wurden in den Schweinfurter Sammlungen entdeckt, die nun – eingebettet in die globale Entwicklung der Schrift – präsentiert werden.

Das Kulturforum Schweinfurt wird daher nicht nur die Vergangenheit präsentieren, sondern den Zugang für die Besucher spielerisch über die Gegenwart herstellen und auch einen spannenden Ausblick in die Zukunft wagen. Mit interaktiven Stationen und vielfältigen Informationsangeboten wird ein spannender Zugang zur Schriftkultur geboten, der besonders darauf ausgerichtet ist, Kinder und Jugendliche für die Welt der Buchstaben und Symbole zu begeistern.

Die Frage, warum Menschen neue Schrifttypen erfinden, hat unterschiedliche Gründe: Kulturelle Anpassung, Lesbarkeit und Funktionalität, technologische Fortschritte, Ästhetik, Markenidentität oder auch Lizenzierung und Urheberrecht. Insgesamt bieten neue Schriftarten Flexibilität und kreative Möglichkeiten, die es Menschen ermöglichen, Texte auf innovative Weisen darzustellen und zu verwenden. Die Ausstellung will die komplexe Welt der Schrift und ihre wesentlichen Entwicklungsstufen allen Besuchern, unabhängig vom Alter und Hintergrund, zugänglich und verständlich machen.

Felix Salut, ein Schweinfurter Typograf, lebt heute in Amsterdam, lehrt an der Rietveld-Akademie und entwickelt Schriften. Alle Ausstellungstexte werden in seiner neuen, noch nicht veröffentlichten Schrift ‚Lots of dots‘ gestaltet sein, die aufgrund der „vielen Punkte“, die miteinander verbunden sind, wunderbar zu Schweinfurt und seinem industriellen Erbe passt.

Ausstellungsimpression ‚Galapagos‘ von Felix Salut und Wanddruck dank Sponsor ImPRINTura, Foto: Katharina Christ

Die Besucher werden zuvor am Eingang der Ausstellung von ‚Galapagos‘, einem großen, begehbaren Spiel von Felix Salut empfangen, welches die Kreativität durch das Bauen von Buchstaben und Symbolen mit Würfelbausteinen fördert. Im Hauptausstellungsraum erwartet die Gäste dann eine umfassende Reise durch die Schriftkultur – von den Hieroglyphen der alten Ägypter bis zu den modernen Emojis.

Die Welt der Schriftkultur ist selbst hier vor Ort in Schweinfurt dank der Zeugnisse im Stadtarchiv wie vor allem aber auch im Museum Otto Schäfer so vielfältig, dass letztlich nur eine geringe Auswahl gezeigt werden kann.

Stein von Rosette, Original Basalt aus Rosette, 195 v. Chr. London, Britisches Museum, Replik, Knauf-Museum Iphofen, Reliefsammlung der großen Kulturepochen, Foto: Benedikt Feser

Besonders stolz ist das Kulturforum auf die beeindruckende Replik des Steins von Rosette aus der Reliefsammlung der großen Kulturepochen des Knauf-Museums Iphofen. Der Stein veranschaulicht die tiefgreifende Bedeutung der Schrift für das Verstehen vergangener Kulturen. Seine dreisprachige Inschrift lieferte die Grundlage zur Entschlüsselung ägyptischen Hieroglyphen.

Um die Entwicklung der Schriftgestaltung zu zeigen, die sich durch die technologische Entwicklung stets verändert hat und verändert, wird im Wesentlichen auf ausgewählte Schweinfurter Beispiele verwiesen. So wird zum Beispiel die Sandsteininschrift an der ehemaligen Gefängniszelle des Rathauses, gegenüber vom Eingang der Ausstellung, thematisiert. Ein Zeugnis, das auf die bewegte Geschichte Schweinfurts hinweist und das lokale Erbe betont.

Gleichzeitig werden aber auch Schweinfurter Schätze im Original oder aufgrund von Fragilität oder Kostbarkeit als Replik zum Durchblättern präsentiert. Eine solche Schrift von Nicolaus Copernicus (1473-1543) revolutionierte das Weltbild. Sie ist eine besonders wertvolle Erstausgabe (1543), da sie mit handschriftlichen Notizen des Johannes Praetorius (1537-1616), deutscher Mathematiker, Instrumentenbauer und Astronom, versehen ist und im Rahmen dieser Ausstellung faksimiliert wurde. Die Entdeckungen von Copernicus sind nicht nur ein Beweis für den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch für die Macht der geschriebenen Worte, die bestehende Annahmen herausfordern und neue Perspektiven eröffnen. Wer das Original sehen will, sollte sich für den Vortrag am 4. Juli um 18 Uhr im Stadtarchiv anmelden. Prof. Dr. Andreas Kühne, Copernicus-Experte referiert zu „Die Verbreitung des heliozentrischen Weltbildes durch gedruckte Bücher und Handschriften am Beispiel von Nicolaus Copernicus (1473-1543).”

Doch auch persönliche Einblicke gibt es in der Ausstellung aus der Schweinfurter Frühindustrialisierung. So wird beispielsweise ein verschlüsselter Liebesbrief von Wilhelm Sattler (1784-1859) an seine Katharina (geb. Geiger, 1789-1861) aus ihrer Kennenlernphase gezeigt.

In der Ausstellung gibt es in sieben Kapiteln jedoch viel mehr zu sehen und zu entdecken. Als Fazit der Ausstellung kann festgehalten werden: Schrift ist vielfältig, persönlich, kreativ, aber genauso mächtig und revolutionär: Schrift ist nicht nur ein Mittel zur Kommunikation; sie ist ein Fundament unserer Zivilisation, ein Spiegel der menschlichen Geschichte und Entwicklung. Von den frühen Hieroglyphen bis zu den digitalen Schriftformen unserer heutigen Zeit hat die Schrift die Art und Weise, wie wir Wissen bewahren und weitergeben, revolutioniert.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung ist vielseitig und bietet für jede Altersgruppe spannende Aktivitäten:

Am Mittwoch, 8. Mai, um 18 Uhr startet ein Meet & Greet: Kurzführung durch die Ausstellung mit Katharina Christ, anschließend ein Get-together in der Kunstfabrik, bei dem Schnellportraits der Besucher von Anna Albert angefertigt werden.

An mehreren Tagen – 19. Mai, 22. Juni, 14. Juli, 1. und 28. September von 14 bis 15.30 Uhr – findet ein Workshop mit Helen Shamun statt, bei dem Teilnehmer ihr eigenes, einzigartiges Schriftzeichen entwerfen und direkt an die Wand in der Ausstellung drucken können.

Am 31. Mai um 18 Uhr beim SlowDating mit Katharina Christ können Besucher in ungezwungener Atmosphäre und ohne digitale Hilfsmittel ins Gespräch kommen – gemeinsame Erkundung der Ausstellung mit anschließendem Get-together.

Ein interaktiver Vortrag über die Bedeutung von Schriften im Design findet am Dienstag, 18. Juni um 19 Uhr mit Alex Elsner statt. Hier wird aufgezeigt, wie Typografie Identität formen und Kommunikation gestalten kann.

Am Donnerstag, 4. Juli um 18 Uhr hält Prof. Dr. Andreas Kühne einen wissenschaftlichen Vortrag im Stadtarchiv über die Verbreitung des heliozentrischen Weltbildes durch gedruckte Bücher und Handschriften am Beispiel von Nicolaus Copernicus.

Für Kinder gibt es ein besonderes Ferienprogramm am 30. Juli, 31. Juli und 1. August, jeweils von 10 bis 12 Uhr, bei dem sie Armbänder mit Perlen und Schriftzeichen am Perlenwebrahmen weben können.

Ein weiterer Vortrag über Schrift und Typografie findet am Freitag, 20. September um 18 Uhr statt. Felix Salut präsentiert hier das Alphabet von A wie Amsterdam bis Z wie Zukunft.

Schließlich gibt es am Samstag, 21. September von 14 bis 15.30 Uhr einen Workshop zur Schriftgestaltung für Kinder, der ebenfalls von Felix Salut geleitet wird.

Die Ausstellung und das Begleitprogramm bieten eine einzigartige Gelegenheit, die faszinierende Welt der Schrift in all ihren Facetten zu entdecken und zu erkunden. Das Kulturforum Schweinfurt – unser Museum für Schweinfurt freut sich über jeden Besuch in der Halle Altes Rathaus, Schweinfurt.

Anmeldungen für das Begleitprogramm können per E-Mail an kulturforum@schweinfurt.de oder telefonisch unter Tel. 09721 514770 oder direkt über die Website des Kulturforums vorgenommen werden.

Das Kulturforum – unser Museum für Schweinfurt wird von der Stadt Schweinfurt getragen. Die Ausstellung wird von der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, der Kulturstiftung Schweinfurt sowie der Helmut-und-Else-Glöckle-Stiftung finanziell gefördert. Ein besonderer Dank gilt den erstmaligen Sponsoren der Firma Markierheld – Laserbeschriftungssysteme und der Firma ImPrintura.

„Von A bis Smiley – eine Zeitreise durch die Schrift” – 3. Mai bis 6. Oktober, Di bis So von 10 bis 17 Uhr, Fr 21 Uhr in der Halle Altes Rathaus, Markt 1, Schweinfurt.