Samstags „Offene Werkstatt”

2003
... hier entsteht gerade ein Pilz am Zweigasbrenner ...

Die schön gestaltete Tafel vor ihrem kleinen Häuschen in der Bergrheinfelder Seitengasse hat Tatjana Rimpel natürlich selbst geschaffen. Sie informiert über die Offene Werkstatt von „Tati“, wie sich die kreative Handwerkerin in Kurzform nennt. Jeden Samstag von 9 bis 13 Uhr kann man ihr im Erdgeschoss des Anwesens hinter der Bäckerei Galm (Adresse Hauptstraße 48) über die Schultern schauen, wenn sie Glasperlen dreht oder Drahtfiguren flicht. Im angeschlossenen kleinen Laden gibt es außerdem von Tati produzierte Seifen und darüber hinaus von zahlreichen anderen Künstlern Geschaffenes zu erwerben. Dazu später mehr.

Tati schildert ihr von Anfang an nicht ganz einfaches Leben mit großer Offenheit. In ihren Jahren in einem Kinderheim habe ihr handwerkliches Arbeiten schon aus Tiefs geholfen, sei eine Möglichkeit gewesen, runterzukommen, wie sie sagt. „Offen sein für Neues“, das habe sie damals gelernt. In ihrem späteren Beruf als Heilerziehungspflegerin bei der Lebenshilfe ist handwerkliches Arbeiten Alltag. Nach 23 Jahren Lebenshilfe reizt sie das Angebot, einen privaten Haushalt mit mehreren Kindern zu managen, zumal auch dabei kreatives Wirken gefragt ist. Acht Jahre macht das Tati jetzt.

Aber viele Jahre länger schon lebt Tati ihren Slogan: „Kreativität gehört zu meinem Leben“. Die Produktion von Seifen war der Einstieg in eine gewisse Professionalisierung und auch hier spielte Persönliches eine Rolle. Tati hatte Neurodermitis, vertrug die handelsüblichen Seifen nicht und ging nach intensiven Recherchen an die Eigenfertigung. Das gesundheitliche Problem war bald gelöst, aber die Seifenproduktion machte ihr so viel Spaß, dass sie ihre Kreationen auf Kunsthandwerkmärkten in Schweinfurt und im Schweinfurter Oberland anbot. Mit Erfolg.

Zeichnung von Tatjana Rimpel: „Spinne tanzt auf großem Zeh”

Die Idee eines kleinen Ladens mit Arbeiten vieler Künstler und offener Werkstatt begleitete sie schon lange. Als sie das alte Gemäuer in Bergrheinfeld zum ersten Mal sah, wusste sie: „Das wär’s eigentlich“. Der Eigentümer verkaufte, sie legte sich ins Zeug und erfüllte sich mit der Eröffnung von Werkstatt und Laden Anfang August „meinen Traum“.

Bei den Künstlern, die bei Tati ausstellen und anbieten, rannte Tatjana Rimpel offene Türen ein. Viele kennt sie von den Handkwerkermärkten, viele sind wie sie in ihrer Freizeit aktiv, haben nun eine Möglichkeit, ihre Werke anzubieten. So finden sich Zeichnungen von Uwe Seger, Drucke und Postkarten von Saskia Klug, Klappgrußkarten der Würzburgerin Bianca Döllinger, Taschen der in Ungarn lebenden Susanne Scheierl, farbige Verlaufsgarne von Renate Dietl, Modeschmuck von Alicja Malek und Foto-Postkarten des Hobby-Fotografen „nasenzwerg”. Alsbald stellt auch mit Manfred Werner ein Künstler aus Berghreinfeld seine Aquarelle aus.

Tatjana Rimpel freut sich, dass bereits viele ihrer „Stammkunden“ den Weg ins kleine Lädchen gefunden haben. Sie macht viel am Haus selbst, ist gerade dabei, das Obergeschoss für sich als Wohnung auszubauen. Dann wird im Erdgeschoss mehr Platz sein für den Laden und damit für weiteres Handgemachtes, wie sie sagt und meint: Es können sich weitere Kreative melden. Außerdem plant sie handwerkliche Mitmachaktionen für alle Altersgruppen, also von Kindern über Jugendliche bis zu Senioren.